Samstag, 16. Mai 2009

Charles Perrault

"Der Königssohn half Dornröschen, deren Glieder noch immer etwas eingeschlafen waren, aus dem Bette. Sie war ganz angekleidet, wobei er bemerkte, daß ihre Toilette die größte Ähnlichkeit hatte mit der seiner seligen Großmutter. Aber er hütete sich, darüber ein Wörtchen zu verlieren. Er ging sogar so weit, ihre veraltete Tracht von anno dazumal auf feine Weise zu loben, was ihm in ihren Augen gewiß nicht schadete, obwohl sie tat, als läge ihr an solchen Kleinigkeiten wie Kleider und Putz nicht das allermindeste."

Das Märchen von Dornröschen kennt jeder. Doch hört sich das nicht ein bißchen anders an? Nicht so verspielt, augenzwinkernd und galant?  Wir kennen die Fassung der Brüder Grimm, und deren Kinder- und Hausmärchen sollten freilich, dem Geschmack der Romantik entsprechend, volkstümlich und einfach klingen - als handelte es sich um die unmittelbare Niederschrift eines lange nur mündlich überlieferten Textes (und damit es so klang, mußten die beiden Sammler lange an ihren Märchen feilen.) Das Zitat oben stammt jedoch aus der französischen Fassung von Dornröschen, "La Belle au Bois dormant", von Charles Perrault (1628-1703). Er hat die Gattung "Märchen" in Europa erst berühmt gemacht, und auch die Brüder Grimm haben Märchen von ihm übernommen. Perrault schrieb für das gebildete Publikum der Pariser Salons - und dazu paßt sein Tonfall sehr gut.  Vor 306 Jahren ist Charles Perrault gestorben.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Der Papst und die Medien

Benedikt XVI. wird als moralische und intellektuelle Instanz weltweit gewürdigt. Doch der Traum von einer angepaßten Zeitgeist-Kirche läßt sich mit ihm nicht träumen: Er positioniert sich deutlich gegen Tendenzen der Zeit, die er als Irrwege erkannt hat. Dies erklärt die Stimmungsmache gegen den Papst in den deutschsprachigen Medien. Seit Jahresbeginn jagt eine Kampagne die nächste, und wenn der Papst auf Reisen ist, bricht eine Welle inszenierter Empörung schon los, bevor er das Flugzeug verlassen hat. Dabei scheint es vor allem darum zu gehen, das Ansehen des Papstes zu beschädigen, damit seine Stimme nicht mehr gehört wird. Es war also durchaus vorhersehbar, daß die Reise des Papstes ins Heilige Land von Süddeutsche, Spiegel, taz, ARD etc. weder gerecht noch kenntnisreich kommentiert wird. Eine hervorragende Analyse der Medienkampagne gegen Papst Benedikt anläßlich der Aufhebung der Exkommunikation (nicht: Rehabilitierung!) der Pius-Bischöfe verfaßte Andreas Püttman für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“. Herunterladen kann man den Aufsatz hier.

Ein paar Zitate:

"Man will den alten weisen Mann, der in seiner Güte, Geistesgröße und moralischen Konsequenz eine wandelnde Mahnung an das „bessere Ich“ und den inneren Schweinehund ist – partout selbst in Schuld verstrickt, entlarvt, gedemütigt und zu Kreuze kriechen sehen."

"Es konnte in diesen Wochen schon erschüttern, wie schnell Joseph Ratzingers Verdienste um die christlich-jüdische Aussöhnung weggewischt wurden. Aber nicht nur diese. Überhaupt verrutschten in der Eigendynamik des antirömischen Kesseltreibens die Proportionen: Papst Benedikt hat in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit zwei allseits bewunderte Enzykliken und einen Bestseller über Jesus vorgelegt, zwei eindrucksvolle Weltjugendtage und eine Reihe höchst erfolgreicher Auslandsreisen – darunter auf so vermintes Terrain wie die Türkei, Polen (Auschwitz) und die USA – absolviert und wichtige Debatten über Religion und Vernunft sowie Glaube und Gewalt angestoßen. Eine absolute Mehrheit der Deutschen lobte seine Arbeit noch jüngst als „gut“ oder „sehr gut“. Nun soll er laut deutschen Leitmedien plötzlich eine „Fehlbesetzung“, ein „Pontifex der Pleiten und Pannen“ (Der Spiegel) sein, nur weil seine pastorale Versöhnungsgeste gegenüber den Piusbrüdern auch einen Mann mit abstrusen politischhistorischen Ideen betrifft?“

"Knapp vier Jahre nach Beginn des Pontifikats ist es mit der Beißhemmung in kirchenferner wie kircheninterner Öffentlichkeit endgültig vorbei: „Der Geifer, mit dem sich in diesen Tagen Journalisten auf den Papst stürzen, erinnert an eine Meute ausgehungerter Wölfe“ (Peter Seewald). Daß Benedikt XVI. „in schöner Regelmäßigkeit Kollisionen mit der real existierenden Welt“ passieren (Der Spiegel), ist aber gar kein Manko, sondern biblischer Normalfall und geradezu Qualitätsbeweis dieses Pontifikats, das von Anfang an spannend zu werden versprach.“

Dienstag, 12. Mai 2009

Sprachverfall

Unbedingt lesen: Alexander Kissler über die absurden Formulierungen der Kanzlerin.