Freitag, 18. September 2009

Endlich

...hat im Supermarkt die Weihnachtszeit begonnen: Lebkuchen, Spekulatius, Dominosteine, Schoko-Weihnachtsmänner und -Tannenzapfen, Zimtsterne, eßbarer Baumbehang, Schokolade mit Glühweingeschmack. Das größte Rätsel dabei, wie jedes Jahr im Spätsommer: Wer will sowas bei diesen Außentemperaturen überhaupt schon essen? Ich hoffe jedenfalls, daß es mir nicht geht wie letztes Jahr: im Advent gefastet, zwei Tage vor Weihnachten losgezogen, um kiloweise Weihnachtssüßigkeiten zu kaufen - aber: es gab nichts mehr. Weit und breit rein gar nichts! Alle Regale leergeräumt. Mit großer Mühe konnte ich noch irgendwo ein paar reduzierte Lindt-Schoko-Pinguine auftreiben. Und das war's dann.

Montag, 14. September 2009

O Menschheitsfortschritt

Die NZZ bringt heute einen Artikel über Bucheinbände aus Menschenhaut. In der Geschichte habe es Terrorrégimes gegeben, "die es zumindest duldeten, dass Menschenhaut zu Stiefeln oder auch zu Bucheinbänden verarbeitet wurde":

"In seiner «Geschichte der Französischen Revolution» (1837 erschienen) berichtet der englische Historiker Thomas Carlyle im Abschnitt über die Phase des Thermidor, dass die Jakobiner auch vor dem Gerben von Menschenhaut nicht zurückgeschreckt seien. Das bereits zitierte deutsche Konversationslexikon nennt mehrere Beispiele: «Ein Rapport vom 20. Sept. 1794 berichtet von einem Fabrikanten in Meudon, der die Haut Guillotinierter zu Leder verarbeitete, und der Nationalkonvent unterstützte diese Industrie mit 45 000 Fr. Der Citoyen Egalité soll Hosen nur noch aus solchem Leder getragen haben. Nach Hyrtl () besass Granier de Cassagnac ein in M. gebundenes Exemplar der Konstitution von 1793."

Menschen auf diese Weise ihrer Würde zu berauben, sie zur Ware zu erniedrigen - das ist zweifellos teuflisch. Und wenn man das liest, wünscht man sich, die große aufklärerische Erzählung vom sittlichen Fortschritt der Menschheit glauben zu können. Glauben zu können, die Barbarei könne irgendwann überwunden werden. Wenn man sich mit offenen Augen in der Gegenwart umschaut, muß man den Irrtum erkennen. Als ich den Artikel las, dachte ich an das Buch von Alexandra Maria Linder, das in den nächsten Tagen erscheinen wird: "Geschäft Abtreibung". In einer Leseprobe hier erfährt man, wie mit getöteten Kindern in der Kosmetik Geschäfte gemacht werden: fötale Zellen zur Hautverjüngung. Es tut weh, das zu lesen.