Donnerstag, 5. November 2009

Quacksager

Aus Nostalgie blätterte ich heute in Eckhard Henscheids "Dummdeutsch", einem 1993 erschienenen Wörterbuch der Worthülsen und sinnlosen Begriffe "aus vor allem Werbe- und Kommerzdeutsch, aus altem Feuilleton- und neuem Professorendeutsch (und umgekehrt), aus dem Deutsch der sogenannten Psychoszene und dem einer neuen Innerlichkeit, aus eher handfest-törichtem Presse- und Mediendeutsch, aus Sport- und Bürokratendeutsch" (Klappentext).

Der Geist der 80er und frühen 90er weht einen an an, wenn man Einträge liest wie

Angstkultur
Schamangst
Betroffenheitsschwelle
Verzweiflungsspirale
Drohkatastrophe
Bürgerbetroffenheit
Geborgenheitsunsicherheit
Gedenkstättenkonzept, integriertes
Bibelarbeit
Trauerarbeit
Glaubwürdigkeitslücke
Kommunikationsskulptur
Nicht-Wahrnehmungsstruktur
Paradigmen-Verflüchtigung
Verletzungserregung

Der ganze Schrott hat sich seitdem rasend vermehrt, und vieles ist noch genauso nervtötend wie vor 20 Jahren. Zwei Beispiele:

1. das unausrottbare "Sinn machen"

2. das hier:

"Weltethos. Nach der Weltpolitik, nach der Weltzeit, nach der auf Goethe zurückdatierenden Weltliteratur, nach der von den hessischen Grünen gegen Saddam Hussein und Bush postulierten "Welturabstimmung" pfiff mit dem => Projekt des "Weltethos" der Quacksager Hans Küng (Tübingen) pünktlich und eindeutig schon delirierend die 90er Jahre an. Sie werden offenbar noch immer turbodümmer."

Womit dazu alles gesagt wäre.